1981 bekam ich als einer von 100 Studenten aus China ein Stipendium nach Deutschland. Ich hatte mich nicht darum bemüht, im Ausland zu studieren. Ich wurde von meiner Uni in Shanghai ausgewählt. Das Studium hat zweifellos mein Leben verändert.
1983 lernte ich eine Frau kennen, rein zufällig. Damals konnte ich Haare schneiden und habe gelegentlich meinen Kollegen aus China geholfen. Als ich in einem Studentenwohnheim in Köln die Haare eines Freundes schneiden wollte, traf ich sie. Ich hatte keine Partnersuchaktion mit festgesetzten Vorstellungen gestartet. Mit dieser Frau lebe ich bis heute glücklich zusammen.
1991 bekam ich den ersten Job nach meinem Studium. Ich habe keine 100 Bewerbungen geschrieben, keine 30 Vorstellungsgespräche geführt, keine 10 Angebote bekommen. Ein ehemaliger Kollege aus dem Institut, in dem ich promoviert habe, rief mich an und bot mir ei-nen Job an. Bei dieser Firma bin ich 22 Jahre geblieben.
Zwischendurch habe ich mich für verschiedene Stellen außerhalb der Firma beworben. Vergebens. Ich habe verschiedene Ideen der Selbständigkeit ausprobiert. Ohne nennenswerte Erfolge.
Nach einem halbem Jahrhundert meines Lebens erlange ich die Selbsterkenntnis, dass das Leben vielleicht seinen eigenen Weg gehen möchte, um sich als ein Teil zu einem Ganzen zusammenzufügen, ohne Berücksichtigung meiner eigenen Wünsche, Ziele oder Vorstellungen.
Doch wie kann ich wissen, was das Leben von mir will? Im Lauf der Zeit habe ich mir angeeignet, öfter auf mein Herz, auf meine innere Weisheit zu hören, indem ich mich nicht mehr hetze, sondern einfach ruhig hinsetze und horche. Oft bekomme ich dabei eine kreative Idee, die mich manchmal überrascht. Ich fühle mich dabei komplett stimmig.
Ich vertraue viel mehr auf die innere Führung. Ich verzichte oft auf logische Begründung, auf detaillierte Analyse und auf Wahrscheinlichkeitsberechnung. Ich höre auf zu kämpfen, gegen Missstände, gegen einige Menschen, die scheinbar mir etwas Böses antun wollen. Ich frage mich, was das Leben mir beibringen will.
Fakt ist: Ich wurde ohne meinen Willen in diese Welt hinein geboren und ich werde sie gegen meinen Willen wieder verlassen. Wie anmaßend wäre ich, zu behaupten, dass alles was zwischen der Geburt und dem Tod liegt, von meinem Willen kontrollierbar wäre?
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